Meine zweiter Tour führt südwestlich an den Rand der Namib. Ich möchte zum ersten Mal die ganze Zelt- und Kochausrüstung testen. Brigo ist also mal wieder voll bepackt.
Die ersten 200km über den Kupferbergpass durch die Hakosberge gehen über weit geschwungene, gute Gravelroads. Man kann es gemütlich mit 100kmh laufen lassen.
Immer wieder bieten sich mir diese weiten Ausblicke, wenn die Piste scheinbar endlos bis zum Horizont geht.
Diese Weite macht die Seele frei, dafür liebe ich dieses Land.
Ich biege nach rechts auf die D1275 ab. Es wird hügelig, die Piste enger. In schönen Schwüngen geht es hin und her, rauf und runter.
Und dann, wie aus dem nichts, kommt der Spreetshoogte Pass.
Es haut mich fast vom Motorrad, mir stockt der Atem.
Tief unter mir liegt die Ebene, der Rand der Namib. Bergketten am Horizont. Schwarze Gewitterwolken darüber, heftige Regengüsse als dunkle Streifen ergießen daraus, eng isoliert. Die Ebene ist durchzogen von dunklen Linien, die sich alle in einem Punkt am Horizont zu treffen scheinen. Der Blick über den Pelenor von Minas Tirith, kommt mir spontan in den Sinn.
Die Abfahrt ist atemberaubend. Die steilsten Stücke sind inzwischen gepflastert. Früher muß das richtig gefährlich gewesen sein. Ich habe das Gefühl, mit einem starken Dreh am Gasgriff abheben zu können, in die Ebene hinein zu fliegen.
Ich möchte weiter Richtung Solitaire. Aber es kommt wie befürchtet. Unten in der Ebene angelangt, fahre ich genau auf eine dieser schwarzen Wände zu. Blitze zucken darin. Noch habe ich Sonne, aber was da vor mir liegt, sieht nicht besonders gut aus. Es gibt hier nichts, wo ich Unterschlupf finden könnte.
Dann, hinter einer Kuppe, liegt vor mir eine kleine Farm. Ich biege ab. Hinter dem Haus, in einer kleinen Werkstatt treffe ich Heidi und Roger. Ein Schweizer Pärchen, vor 10 Jahren ausgestiegen und hier auf dieser Farm gelandet. Er macht handgefertigte Messer, sie Schmuck.
Sie sind sehr freundlich und laden mich gleich zum Verweilen ein. Wir plaudern nett ein zwei Stündchen, während das Unwetter am Horizont langsam weiterzieht. Als ich aufbreche, meint Heide fast beiläufig, ich sollte doch noch mal um den Hügel hinter der Farm herum fahren und mir das kleine Restcamp anschauen, das die beiden dort betreiben. Leider ohne viel Erfolg, die Hüttchen stehen meistens leer.
Es ist wunderschön. Out of Africa live.
Direkt am Rande der Ebene gelegen, feiner roter Sand, das gelb-grüne Steppengras wiegt sich im Wind. Nur vereinzelt ein paar Bäume und Sträucher, der Blick und die Seele können frei wandern.
Die zwei Tage, die ich hier alleine verbringe, werde ich niemals vergessen …